Mundart • Zeide Noch immer gudd gang Noch immer gut gegangen - 1996 Unn dann waa die bees Zeid erum, die ään bees Zeid. Unn losgang is e anner beesi Zeid. Eerschd mòò. Ach die is rumgang awwer, nòò unn nòò. Dòò hann se widder Zeid gehadd zum Dengge. Unn hann gesiehn dann: Mir sinn jòò noch dòò. Dòò hann se sisch gedenkd: Dann waa's jòò wohl nidd grad so schlimm. Unn das had jòò ach irjendwie geschdimmd. Wer hädd dann widderschbresche solle? Die, forr die's gans schlimm waa, die ware jòò nim'meh dòò. Es is noch immer gudd gang. So hann noch immer die gesaad, forr die, wo's gudd gang is. De bisch am schnellschde ferdisch so. Denk posidiv! Nidd sovill simmeliere. Nidd fròòe: Was hann isch se duun gehadd dòòmid? Nidd fròòe: Wo hann isch jedds grad mei Finger drin? Doodschweische. Wo känn Glääscher, dòò känn Rischder. Die Rischder hann selwer Dregg am Schdegge Die Glääscher gebbd's nidd meh. Denne dud de zwedde Dood nidd wehjer wie de eerschde. Es is noch immer gudd gang. Auch dieses Buch trägt eine Widmung: Meine Eldere Johanna unn Peter, dankbaa forr das, was'se ma midgenn hann. Und die klugen Ratgeber waren auch wieder mit dabei: Vielleicht gibt es schönere Zeiten - aber diese ist unsere." Jean-Paul Sartre, Es ist ein allgemeiner Fehler der Menschen, nicht in den Zeiten der Meeresstille mit dem Sturm zu rechnen. Niccolò Machiavelli - Der Fürst Irrsinn - Bei Einzelnen etwas Seltenes, aber bei Gruppen, Parteien, Völkern, Zeiten die Regel. Friedrich Nietzsche Immer wenn man die Meinung der Mehrheit teilt, ist es Zeit, sich zu besinnen. Mark Twain Erst wenn der Brunnen trocken ist, schätzt man das Wasser. Philipp von Morlock Wenn man älter wird, so lernt man eben einsehen, daß man von einem Menschen nicht alles verlangen kann und daß man zufrieden sein muß, wenn ein Weinstock Trauben trägt. In jüngeren Jahren verlangt man auch noch Erd- und Himbeeren dazu. Theodor Fontane Man bleibt jung, solange man noch lernen, neue Gewohnheiten annehmen und einen Widerspruch ertragen kann. Marie von Ebner-Eschenbach Vòòreweg gesaad (muß'ma nidd unbedingd lese) Da möchte man nun etwas sehr gerne und hat es sich auch ganz fest vorgenommen - und dann kommt es, äußerer Umstände wegen, doch ganz anders. 1995 stand ich vor der Entscheidung, welches meiner vorläufig fertiggestellten Bücher ich zuerst erscheine lassen wollte. Das Rennen machte damals, wie Sie vielleicht wissen 'Was wääs dann isch...?!'. Aber das machte nichts, denn die übrigen sollten sich in einem überschaubaren Zeitraum anschließen, spätetstens 1998 sollte das nächste Buch kommen. Das Jahr ist da, und es wird nichts daraus. Es würde zu weit führen, ausführlich zu erklären, warum das so ist. Sie dürfen mir aber glauben, daß es mir sehr leid tut. Um nicht mit ganz leeren Händen dazustehen, greife ich mit Hilfe lieber Menschen, die mich sehr tatkräftig unterstützen, zu einer Zwischenlösung und stelle Ihnen das vorliegende kleine Bändchen vor. Es handelt sich um eine kurze Sammlung, wie schon aus der Dicke leicht zu erkennen ist. Die Texte stehen in einem inneren Zusammenhang; es geht um das, was unsere Zeit, aber auch frühere Zeiten, unruhig macht oder machte. Meine Frage dazu lautet. Was haben, falls überhaupt, die große und die kleine Geschichte mit mir selbst zu tun? Die Verbindung zu dieser Frage stellt der 1993 entstandene Text 'Zeide' her, zu lang für eine 'normale' Sammlung, zu kurz für eine eigenständige Veröffentlichung. Ein Teil der Texte entstand beim Mundartsymposion Bosener Mühle 1996, insbesondere anläßlich eines Besuches des jüdischen Friedhofs in Sötern. Eine Warnung muß ich unbedingt noch loswerden: Heitere Texte sind in diesem Bändchen nicht enthalten. Es würde mich trotzdem freuen, wenn Sie, liebe Leserin, lieber Leser, mit diesen Texten etwas anfangen könnten. Peter Eckert Inhaltsverzeichnis Vòòreweg gesaad   5 Dehemm   6 Zeide 11 Gras 20 Schdede Drobbe 20 Noch immer gudd gang 21 Grabschdään 22 Nie widder? 23 Mei Wääsch – villeischd 24 Rindviehwalser Zweidausend odder: Goldne Zeide - 25 Re’imporde 27 Zwische Neijòhr unn Weinachde 29