Neues von gestern • Januar – März 2011 Was man heute brandneu nennt, heißt morgen nur noch neu, übermorgen nicht mehr ganz neu und nächste Woche fast schon alt. So gesehen dürfte unter »Neues« also eigentlich allerhöchstens der oberste Eintrag stehen – und selbst das, streng betrachtet, allenfalls für Minuten. Andererseits: Wer mich kennt, weiß, dass ich mich nur sehr schwer von etwas trennen kann. Es kommt hinzu, dass mir manches vergessene Alte nach einiger Zeit wieder neu und wichtig werden kann. Also: Ich lösche ältere Nachrichten vorerst noch nicht, weil das alles zusammengenommen eigentlich eine ganz schöne Chronik abgibt (und sei es nur für mich). 28. März 2011 Gau un Griis hat das neue Heft seiner halbjährlich erscheinenden dreisprachigen Literatur-und-Kunst-Zeitschrift Paraple herausgebracht. Wie immer ist auch diese Nummer 20 eine gelungene Komposition. Danke an Gau un Griis und Chefredakteur Gérard Carau. Unbedingt lesenswert. Weitersagen! Das Hauptthema heißt dieses Mal Schule. Von den mir persönlich bekannten Autoren haben u.a. Texte geliefert: Gisela Bell, Marlies Böhm, Ursula Kerber, Rudi Kleinpeter, Heinrich Kraus und Helga Schneider. Mein Beitrag Mei Oma had gesaad bezieht sich auf sogenannte Tatsachen, die meine Oma und ich mit dem Abstand eines Dreivierteljahrhunderts in der Schule lernten. Allerdings hatte Oma dazu mittlerweile auch noch die Lebenserfahrung, die mir damals noch fehlte. Anders gesagt: Das Leben ist auch eine Schule und nicht selten eine, die zuvor gelerntes Schulwissen relativiert oder gar widerlegt. Ab Seite 75 finden sich drei Besprechungen zu Neuerscheinungen. Gérard Carau stellt vor: • Heinrich Kraus: Zwische Himmel un Erd – Wassermann  Verlag – ISBN 978-3-928030-10-6 • Edith Braun – Em Leensche sei Hochdseidsnaachd - ISBN 978-3-938415-55-9 Jean-Louis Kieffer bespricht: • ronald euler - zwische schwarz un wiss / zwischen schwarz und weiß / entre noir et blanc   Strasbourg, Edition Salde – ISBN 2-903850-34-8 – mit CD 27. März 2011 Eigentlich hatten wir uns in St. Wendel vorgenommen,  jährlich mindestens einen Mundartgottesdienst anzubieten. Leider gab es zuletzt doch erneut eine krankheitsbedingte Zwangspause. Aber nun ist es wieder so weit: Mein Mundartgottesdienst in der Evangelischen Stadtkirche St.Wendel trägt den Titel Gebb disch selwer dezu. Ausgangspunkt ist die Geschichte von der armen Witwe, die ihr Scherflein in den Opferkasten wirft und, wie Jesus sagt, damit mehr gegeben hat als die Reichen mit ihren großen Spenden. Diese gaben nur von ihrem Überfluss, sie aber gab alles, was sie hatte. Neues Lied im Gottesdienst: Geh nidd uff in glääne Sache. 22. März 2011 Continuez l'aventure avec nous ! Découvrez,ce mardi  22 mars à 20h,à la Médiathèque de Sarreguemines,la " Bosener Gruppe ". La poésie en langue francique a trouvé au sein de ce groupe ce qu'il convient d'appeler sa "pléiade" ! Créé en octobre 2000, ce collectif rassemble des amoureux de la langue et culture franciques s'exprimant dans toute sa variété dialectale. Cette soirée est organisée en coopération avec l'association MELUSINE Im Rahmen des diesjährigen Festivals Mir redde Platt findet in der Médiathèque in Saargemünd in Zusammenarbeit mit Melusine um 20 Uhr eine Lesung der Bosener Gruppe statt. Es lesen (in alphabetischer Reihenfolge): Gisela Bell, Gérard Carau, Peter Eckert, Georg Fox, Günther Hussong, Jean-Louis Kieffer, Karin Klee, Johannes Kühn, Harald Ley, Relinde Niederländer, Lucien Schmitthäusler. Das Programm wird moderiert von Stefan Weszkalnys, Jahrgang 1942, Jurist, Ministerialrat a.D., vormals Referatsleiter im saarländischen Kultusministerium, wo ihm seit seinem Eintritt 1975 über Jahrzehnte u.a. Aufgabenbereiche wie Denkmalschutz, Landesgeschichte oder allgemeine Landeskunde oblagen (Quelle: Conte Verlag). Er hat sich bestens präpariert und weiß zu allen Vortragenden ergänzende Details beizusteuern Ohne dass eine Absprache vorangegangen wäre, bezieht sich ein auffällig großer Teil der Beiträge auf das deutsch-französisch-lothringisch-saarländische Verhältnis und seine Veränderungen im Lauf der von uns zu überschauenden Zeiten. So auch mein Beitrag Dehemm. Er skizziert  aus der Sicht "kleiner Leute" Aspekte der Geschichte meiner Familie, ausgehend von den Großeltern. Auch diesseits der Grenze ein Grenzlandschicksal, geprägt auch von den angeblichen Brüdern und Schwestern diesseits und den angeblichen Feinden jenseits. Der Zeitungsartikel ist dem Républicain Lorrain vom 25. März entnommen. Das Foto zeigt (v.l.n.r.) Jean-Louis Kieffer, Günther Hussong, Peter Eckert und Gisela Bell.  Nachtrag 30. April: In seinem Festvortrag zum Festakt des Mundartrings sagt Prof. Günther Scholdt, der bei der Lesung anwesend war: "Letzten Monat genoss ich im Rahmen des Saargemünder 'Festival du Platt' einen beeindruckenden Mundartabend, zu dem besonders die 'Bosener Gruppe' beigetragen hatte. Ich habe mich zwei Stunden und zehn Minuten bestens unterhalten, ohne auch nur einmal auf die Uhr geschaut zu haben, was bei zahlreichen Kulturveranstaltungen, zu deren Teilnahme ich mich bislang verpflichtet sah, durchaus nicht die Regel ist und als zumindest subjektiver Qualitätsbeweis gelten mag." ergänzender Nachtrag: So auch nachzulesen in der Mundartpost Nr. 40. 20. März 2011 Im Museum Pachten stellt ab 11 Uhr in einer Matinee der Kelkel Verlag seine erste Anthologie aus der Reihe mundART »Frühling« vor. Das Buch ist schön gestaltet, die Verlagsslogan »Das Saarland / MundART ist unsere Leidenschaft« scheinen ebenso glaubhaft wie die Aussage »Beim Kelkel Verlag stehen Menschen und ihre MundART, ihre Geschichte und Geschichten im Mittelpunkt.« Dass die Absicht erreicht werden möge, auch ambitionierter Mundartliteratur mit schön gestalteten Erzeugnissen eine Möglichkeit zur Präsentation zu verschaffen – ein Ziel, aufs Innigste zu wünschen. Nicht zu vergessen: Das Ganze ist keine mildtätige Aktion, sondern soll und muss sich natürlich auch rechnen. Und so begleiten nicht nur meine allerbesten Wünsche das lobenswerte Abenteuer. Zur Veranstaltung: Verlegerin Heike Linster eröffnet die Lesung, Herausgeber Manfred Spoo führt durch das Programm. Ein großer Teil der 21 Autorinnen und Autoren ist zur Matinee angereist und präsentiert einen der im Buch enthaltenen Texte. Die verhinderte Hildegard Driesch wird mit echtem "Pähta Platt" vertreten. Persönlich lesen: Friedrich Ebert, Gisela Bell, Gérard Carau, Jean-Louis Kieffer; Karin Peter, Marlies Böhm, Harald Ley, Karin Klee, Georg Fox, Peter Eckert und Ute Zimmermann. 20. März 2011 Der Mundartring Saar e.V. veranstaltet in Zusammenarbeit mit der VHS Kirkel und dem Förderverein Limbacher Mühle in der Limbacher Mühle in Kirkel-Limbach einen Mundartnachmittag. Außer der in Limbach geborenen und aufgewachsenen Relinde Niederländer (Foto links) werden der aus dem benachbarten Kirkel stammende Plattmacher Günther Hussong (rechts) und als dritter Saarpfälzer Peter Stolz erwartet. In Alt-Saarlouiser Mundart liest Karin Peter (rechts) aus Wadgassen. Hans-Peter-Spelz kommt aus Beckingen, Willi Träm aus Stennweiler. Klaus Schneider aus Saarbrücken singt und begleitet sich und Fastnachts-Legende Gert Müller am Akkordeon. Aus ihrer Kinderzeit erzählt Relinde Niederländer von einem real erlebten Zigeunermädchen Amara und erinnert an das Schlagerlied Amara, das Zigeunermädchen, seinerzeit gesungen von Friedel Hensch und den Cypris. 19. März 2011 In der Bosener Mühle findet das Frühjahrstreffen der Bosener Gruppe statt. (v.l.n.r.) Gisela Bell, Hans Walter Lorang, Ute Zimmermann, Karin Klee, Peter Eckert, Johannes Kühn, Georg Fox, ‘Woltähr’Liederschmitt, Harald Ley, Gérard Carau, Relinde Niederländer, Helga Schneider. (Foto: Georg Fox mit Ausführungsbeistand, sonst wäre er nicht selbst auch auf dem Foto) 17. März 2011 Der ungebrochenen Tradition folgend findet in den Räumen der Volkshochschule Lebach auch die diesjährige Mitgliederversammlung des Mundartrings statt. Die Versammlung ist überdurchschnittlich gut besucht und ist unzweifelhaft stabil beschlussfähig. In einer Schweigeminute gedenken wir unserer im letzten Jahr verstorbenen Mitglieder: Willi Klauck, Alban Wack und Senior-Mitglied Karl Engel (links bei der Gründungsversammlung 2001 – Foto: Kastner) , der im Alter von 95 Jahren verstorbenen ist. Erörtert werden verschiedene Finanzfragen und die Planungen zur Gestaltung des  Festaktes zum zehnjährigen Bestehen im Saarbrücker Rathausfestsaal. Ferner gibt es einen lebhaften Gedankenaustausch zum für den 19. Juni geplanten Familienfest des Mundartrings im Annahof am Nioderwürzbacher Weiher.. 6. März 2011 Erstmals in Völklingen halte ich in der evangelischen Auferstehungskirche Wehrden/Geislautern einen Mundartgottesdienst. Obwohl ich die Verknüpfung ausgerechnet mit dem Fastnachtssonntag so ganz und gar nicht schätze, habe ich dem dringenden Wunsch von Pfarrerin Inge Wiehle nachgegeben. Aufgrund der ungewohnten Liturgie gerät der Gottesdienst länger, als mir lieb sein könnte, zumal die Kirche wegen sehr niedriger Außentemparaturen schwer zu heizen ist. Das Abendmahl dauert seine Zeit, zwei lange Lesungen (alt- und neutestamentlich) übernimmt glücklicherweise "mei Moni", eine besondere Leistung für eine moselfränkische Katholikin. Trotz allem: Der Besuch und die Beteiligung der Gemeinde fallen erfreulich aus, das Echo am Ausgang ebenfalls. Ein "offizielles" Echo bleibt allerdings aus. Der Gottesdienst trägt den Titel » Sorje unn Mih«; es geht dabei um die Geschichte von Maria und Martha. 15. Februar 2011 Die neue Mundartpost Nr. 39 ist fertig. Das Vorwort Mier iwwer uns kommt wie immer von Lutz Hahn. Autoren in diesem Heft sind: Edith Braun (Nidd fier die Kadds), Georg Fox (Schleschd gelòò), Hilde Hartmann (Wie de Hobbe ins Bier kumm is), Gerdi Karp Unser Gaarde), Christel Keller (Rezepte), Manfred Kelleter (Oschdere), Axel Kerber (Winder-Imbressjone), Harald Ley (Katzen), Klaus Schneider (Äämòòl noch e Faasebòòdse), Maria Stauch-Baltes (De Wallfahrd), Maxiane-Jenny Taubmann (De Parrer), Erich Thomas (De Onneerisch), Willi Träm (Tratsch im Unnerdorf)und Harro Wilhelm (De heilische Josef). Dr. Kerstin Klopp  hat einen wissenschaftlichen Beitrag verfasst: Fundgrube Dialektwörterbücher – Dialektwörterbücher als Datengrundlage für Tradition und Brauchtum. . 7. Februar 2011 In dieser Woche kommen auf SR1-Europawelle die Zwischenrufe der Evangelischen Kirche von mir. Ein verbindendes Thema gibt es in solchen “normalen Wochen” üblicherweise nicht. Es kommt nun eine längere Pause; die nächste Serie ist erst für Juli geplant. 07.02.2011 - Unrecht Gut gedeihet 08.02.2011 - Bitten will auch gelernt sein 09.02.2011 - Stehaufmännchen 10.02.2011 - Loben, aber richtig 11.02.2011 - Schwimmen lernen 12.02.2011 - Abzocker gegen Kindergärten 13.02.2011 - Für Eile fehlt mir die Zeit Die Podcasts der Zwischenruf stehen beim SR abrufbar bereit. http://pcast.sr-online.de/feeds/sr1-zwischenruf/feed.xml 7. Februar 2011 Über das Echo auf meine Mundart-Kolumne in der SZ kann ich mich wahrlich nicht beklagen. Oft werde ich noch nach Wochen und Monaten darauf angesprochen. Erstaunlich, wie viele Menschen damals meinen Gedanken über Rückwärtseinparker zustimmten, vor allem über jene, die es immer wieder versuchen und es bis an ihr Lebensende nicht lernen werden Aber was heute mit »Wenn Dregg zu Mill werd« losbricht, überbietet selbst »Subber, so e Maagd« un »So du Kuh«. Bis zum Mittagessen über zwei Dutzend begeisterte Anrufe, und es bleibt nicht dabei. Das Thema lag wohl noch mehr in der Luft, als ich selbst bei optimistischer Einschätzung hätte erwarten können. Ist aber auch zu dämlich, was sich da abspielt. Grund zum Lachen und zum Weinen zugleich: Keine zwei Stunden nach dem Absenden habe ich in einer zweiten Version noch einige Spitzen hinzugefügt. Aber es war schon zu spät. Die erste Fassung stand bereits in der Zeitung. Wen’s interessiert: Der überarbeitete Text wird demnächst auf der Seite SZ-Kolumne zugänglich sein. 5. Januar 2011 Eva Strittmatter (* 08.02.1930) ist am 3. Januar gestorben. Der MDR wiederholt das alte Feature »Zärtlicher Regen Erinnerung« von 1995 und die Sendung, die im Vorjahr zu ihrem 80. Geburtstag kam »Zu Besuch bei Eva Strittmatter«. Für mich persönlich war Eva Strittmatter die Entdeckung in Lutz Görners »Lyrik für alle«, in deren erster Fassung ihr immerhin drei Zehn-Minuten-Sendungen galten. Alles andere kannte ich entweder schon oder es beeindruckte mich nur innerhalb des üblichen Rahmens. Aber diese Themen, dieser Ton, das packte mich und hat mich bis heute nicht losgelassen. Offenbar hatte Eva Strittmatter keine Angst davor, dass sich ganz normale Menschen in ihren Gedichten wiedererkennen, ihr Leben, ihre Gefühle. »... ’Die Poesie teilt das Geheimnis mit dem Leben’, umriss sie einmal ihr Credo...« heißt es in der BZ.  Dass sie, wenn auch nicht ausschließlich, so volksliedhaft wie möglich dichten wollte führte bei manchen Kritikern und Herrschaften aus der Poetenzunft allerdings eher zu Naserümpfen als zu Bewunderung. Ich weiß, meine Meinung als literarischer Gartenzwerg ist gänzlich unbedeutend, aber: Ich liebe sie. Die eine Rose überwältigt alles. 01./02. Januar 2011 Über den Jahreswechsel spreche ich für die Evangelische Kirche die Zwischenrufe auf SR1-Europawelle. Verbindendes Thema sind die guten Wünsche, die man in dieser Zeit gibt und nimmt. 27.12.2010 - Wunschlos glücklich? 28.12.2010 - Eine Reihe von guten Tagen 29.12.2010 - Verstehen und verstanden werden 30.12.2010 - Vor allem: Nicht aufregen!? 31.12.2010 - Hals- und Beinbruch 01.01.2011 - Goldene Zeiten? 02.01.2011 - Machen wir uns auf den Weg Wieder mal gibt es ausgerechnet bei mir einen Ausfall bei den Podcasts; nur der erste Zwischenruf der Serie ist abrufbar. http://pcast.sr-online.de/feeds/sr1-zwischenruf/feed.xml