Zur Sache • Hanni-Naschacker-Forschung Hanni wer? Nein, da beißt keine Maus einen Faden ab. Auf die Frage nach Hanni Naschacker sind im Saarland ebenso wenige von Kenntnis zeugende Antworten zu erwarten wie anderswo. Noch 1958 musste W. H. Recktenwald seinem "Versuch einer Bestandsaufnahme" über "Literarisches Leben im Saarland" pessimistische Worte des im saarländischen Rissenthal (Kreis Merzig-Wadern, heute Gemeinde Losheim am See) geborenen katholischen Existenzphilosophen Peter Wust voranstellen: Im Jahr 1930 hatte sie dieser einem jungen Landsmann geschrieben, der ihm eine Arbeit über die Literatur des Saarlandes zur kritischen Durchsicht vorgelegt hatte: "Welche Saarländer sind literarisch oder geistesgeschichtlich bedeutend geworden im großen Raum der deutschen Literatur? Wir haben bisher nicht das Glück gehabt, wirklich große Gestalten, Gestalten von Format, zu erzeugen… Unser Saarland ist von der Sonne des Geistes kaum beschienen worden." Gewiss, noch zu Beginn der 60er Jahre war in der saarländischen Literatur Ludwig Harig ein Anfänger, Johann(es) Kühn wurde vereinzelt in kleinen regionalen Anthologien gedruckt, neben vielen anderen Schreibenden, die er später um - man muss es wohl so sagen - Lichtjahre hinter sich ließ, und Alfred Gulden schickte sich eben an, den Kinderschuhen zu entwachsen. Johannes Kirschweng, Lisbeth Dill, Gustav Regler, Alfred Petto: Diese Namen gibt es, aber sie allein, zumal in ihrer Verschiedenheit, standen nicht für das Bild einer blühenden, stabilen Literaturszene. Und in diesem Umfeld sollte eine Blume wie Hanni Naschacker blühen? Als Blume überhaupt wahrgenommen werden? Sah sie sich doch selbst stets als Gänseblümchen im Garten der Literatur, klein, bescheiden, sittsam. Nie setzte sie zum großen Höhenflug an, niemals hätte sie daran gedacht, wirklichen Ruhm zu ernten mit all dem, was sie im Leben anpackte. 1923 schrieb sie an den Verleger Curth Schwingel, Ottweiler/Worms: "Man sagt, ich sei begabt. Aber was heißt das schon? Es freut mich, aber es gibt mir nichts. Ich kann nicht einfach nur meinen Neigungen leben, wenn ringsum so vieles zu leisten ist, Unglück zu wenden, Hilfe zu leisten, dem Bösen das Gute entgegenzustellen und dem Guten, das in allen Menschen zu finden ist, eine Stütze zu geben." Bereits 1914 hatte sie, eben zweiundzwanzigjährig, an ihre frühere Lehrerin Luise Leyendecker geschrieben: "Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen, dafür, daß Sie mich ermutigten, an meine Fähigkeiten zu glauben und meinen ureigenen Weg zu gehen. Aber ich glaube schon jetzt zu wissen: Es wird ein Weg am Boden sein, auf gewundenen Pfaden durch unwegsames Gelände. Und führt er mich gelegentlich etwas nach oben, da wo die lichten Höhen von ferne sichtbar sind, wird er ebenso bald wieder bergab führen. Es sind mir keine Schwingen gewachsen, und auf Händen und Füßen werde ich niemals dorthin gelangen."  Die Hanni-Naschacker-Forschung wird sich demnächst in einer eigenen Web-Präsenz zu Wort melden. Was Sie im Augenblick sehen, soll Sie aufmerksam machen auf eine Frau, die sich, wo immer sie auch weilte, in unverbrüchlicher Treue ihr Leben lang zu ihrer saarländischen Heimat bekannte. Auf vielen, nicht nur literarischen, Gebieten leistete sie Außergewöhnliches und hinterließ doch im kollektiven Gedächtnis des heutigen Saarlandes und selbst im Bewusstsein des lesenden Teils seiner Bevölkerung kaum feststellbare Spuren. Einer der Gründe dafür könnte sein, dass sie fast für jedes  Genre und Sub-Genre, dem sie sich widmete, ein eigenes Pseudonym wählte. Sie wollte sich dadurch ihre ungeschmälerte Vielseitigkeit bewahren und setzte alles daran, nicht in irgendwelche Schubladen gesteckt zu werden. Hanni Naschacker war zum einen die schöngeistige Dichterin und Schriftstellerin unter mehreren Pseudonymen: Lore zur Leyen - Lyrikerin  ab 1925 Dichtung in Hochsprache Ermelyn-Hulda Wullegantz, Johanna Spanegg-Aschack - Mundartdichterin (und Herausgeberin fremder Werke) ab 1940 Dichtung in und mehreren Mundarten bzw. Regionalsprachen: saarländisches Mosel- und Rheinfränkisch, Pfälzisch, Niederdeutsch Nele Mitterer - Gebrauchslyrikerin  ab 1961 Besinnungstexte, Gedachtes und Gefühltes Lorena Leydeck - Übersetzerin fremdsprachlicher Lyrik ab 1961 Robert Burns, Pamlik Mneschin, Jean Baptiste LaMarmotte, Emily Dickinson Honey Nash [geplantes Pseudonym]:   - Erzählerin  ab ca. 1937 Romantrilogie in fünf Teilen "Das verschenkte Kind" (wahrscheinlich autobiografische Bezüge) - vor Drucklegung verschollen Hanna  van der Linden - Kinderbuchautorin  ab 1929 zehnbändige Reihe Ottheinrich für Knaben, achtbändige Reihe Afra für Mädchen lustige Verse für kleine Kinder, Tierbücher und Beschäftigungsratgeber für Kindergarten und Schule Snuutharpenhanne - Liederdichterin  (sowie Komponistin und  Instrumentalvirtuosin)  ab 1958 Mundharmonika, Maultrommel, Oberlausitzer Sieben-Pfeifen-Kornemuse, Falzhebelzither, Märkische Schafhirtenradleier Hertha Herlinde Hüther - Bühnenautorin (sowie Choreographin und Tänzerin)  ab 1952 Melodram, Groteske, Posse, Schwank Hertha Herlinde Hüther - Funkautorin  ab 1952 Hörspiele in Hochsprache und Mundart, Funkfeature Hanni Naschacker zum anderen die Verfasserin von Ratgebern praktischer und kreativer Ausrichtung und reflektierender Werke zu Fragen der Gegenwart Frau Hanne ab 1936 - Hauswirtschaft, Kochen, Essen und Trinken, Gastlichkeit, Kochbücher, Notrezepte in der Nachkriegszeit, Zeitschrift (Chefköchin und Herausgeberin) Ann Lindley - schöpferisches Gestalten  ab 1957 Liliput Steckenpferd-Bücherei Linda Fee Ley - Darstellung, Tanz, Bewegung, seelische Rekreation  ab 1953 u.a. Ausdruckstanz, therapeutischer Tanz, therapeutisches Spiel, Pulminanzakkorde Lenore Holltermüller - Familie, Kinder, Erziehung, Lernen, Frau und Mann, Alter  ab 1961 Meta Melinde  Raschenack - Volkskunde  ab 1963 Annelo Holde  Schackfelden - Sprache, Mundart  ab 1964 Hannelore Naschacker-Mittermüller [kein Pseudonym] - Religion, Glaube, Lebensgestaltung ab 1967 Hannelore Naschacker geb. Mittermüller - verw. Vormfelden geboren am 23.12.1892 zu Cölln (heute Köllerbach, Gemeinde Püttlingen) gestorben am 17.11.1974 in  Stoetze am Rande der Lüneburger Heide Neugierig geworden? Demnächst mehr auf www.hanni-naschacker.de