Neues von gestern • Juni – Dezember 2010 Was man heute brandneu nennt, heißt morgen nur noch neu, übermorgen nicht mehr ganz neu und nächste Woche fast schon alt. So gesehen dürfte unter »Neues« also eigentlich allerhöchstens der oberste Eintrag stehen – und selbst das, streng betrachtet, allenfalls für Minuten. Andererseits: Wer mich kennt, weiß, dass ich mich nur sehr schwer von etwas trennen kann. Es kommt hinzu, dass mir manches vergessene Alte nach einiger Zeit wieder neu und wichtig werden kann. Also: Ich lösche ältere Nachrichten vorerst noch nicht, weil das alles zusammengenommen eigentlich eine ganz schöne Chronik abgibt. 27./31.12. Dezember 2011 Über den Jahreswechsel spreche ich für die Evangelische Kirche die Zwischenrufe auf SR1- Europawelle. Verbindendes Thema sind die guten Wünsche, die man in dieser Zeit gibt und nimmt. 27.12.2010 - Wunschlos glücklich? 28.12.2010 - Eine Reihe von guten Tagen 29.12.2010 - Verstehen und verstanden werden 30.12.2010 - Vor allem: Nicht aufregen!? 31.12.2010 - Hals- und Beinbruch 01.01.2011 - Goldene Zeiten? 02.01.2011 - Machen wir uns auf den Weg Wieder mal gibt es ausgerechnet bei mir einen Ausfall bei den Podcasts; nur der erste Zwischenruf der Serie ist abrufbar. http://pcast.sr-online.de/feeds/sr1-zwischenruf/feed.xml 28. November 2010 Der Mundartring Saar in Zusammenarbeit mit dem Gemeindebezirk Habkirchen veranstaltet im Dorfgemeinschaftshaus einen vorweihnachtlichen Mundartnachmittag. Es lesen u.a.: Peter Stolz (Heckendalheim), Relinde Niederländer (Homburg-Beeden), Gérard Carau (Beckingen), Harro Wilhelm (Völklingen) und Marianne Haas-Heckel, Sarreguemines. Helga Wagner singt zur Gitarre weihnachtliche Mundartlieder mit Texten von Peter Stolz. Die  Moderation übernimmt Peter Eckert. Mein Versuch, Gérard Carau vor versammeltem Publikum eine »offizielle« Ausspracheregel für den Titel der von ihm als Chefredakteur verantwortete Literatur-und-Kunst-Zeitschrift »Paraple« abzunötigen, scheitert kläglich. Er erklärt schlicht alle bislang bekannten Aussprachemöglichkeiten für erlaubt. 1.November 2010 Zur Abschlusslesung des Bosener Mundartsymposions kam das musikalische Rahmenprogramm von der Eifeler (also moselfränkischen) Liedermacherin Sylvia Nels. Damals hörten Moni und ich erstmals ihr Lied »Wie um ischten Daach« (Wie am ersten Tag). Auf meinen Vorschlag hin hat die Bosener Gruppe dieses Lied von Sylvia Nels als Mundarttext des Monats November ausgezeichnet. In der Pressemitteilung heißt es: Als "Mundarttext des Monats" wird im November 2010 das Lied "Wie um ischten Daach"  der Liedermacherin Sylvia Nels aus Rittersdorf in der Südeifel ausgezeichnet. Darauf hat sich das Kolloquium der "bosener gruppe" auf seiner Herbsttagung in der Theleyer Johann-Adams-Mühle verständigt. Der Text wurde ausgewählt, weil er in bewegender Weise das Bild einer Liebe zeichnet, die auch über den Tod hinaus "wie am ersten Tag" weiter lebt. Über den ausgezeichneten Text schreibt der Wadgasser Schriftsteller Peter Eckert: Bei nur oberflächlicher Betrachtung könnte mancher vorschnell glauben, Sylvia Nels wolle in ihren Liedern eine Art "heiler Welt" vorführen. Tatsächlich hat auch ihre Welt ihre Schattenseiten, ihre Lasten, ihr Leid. Aber Sylvia Nels beobachtet aus einem Blickwinkel, der neben der real existierenden Welt auch diese "heile" oder doch zumindest heilere Welt nicht aus den Augen verliert. In glücklichen Augenblicken reicht sie in den Alltag hinein, in weniger guten Zeiten hält sie die Hoffnung aufrecht. "Wie um ischten Daach" zeigt ein Paar, verbunden "bis der Tod euch scheidet". Wie am ersten Tag sind beide  in der Kirche. Er, wie damals mit Anzug und neuer Krawatte, musste gehen, ohne noch "tschö" sagen zu können.  Sie aber weiß, dass das nicht der endgültige Schlussstrich sein kann "weil Liebe sich nicht begraben lässt". Für diejenigen, die den Text nicht völlig verstehen, hier  Sylvia Nels’ eigene Übertragung ins Hochdeutsche. Wie am ersten Tag (Textübersetzung: Sylvia Nels) Ich stehe in der Kirche, vieles geht mir durch den Kopf. Du hast den schönen Anzug an, auch eine Krawatte sogar. Wie fremd sehen wir aus, fast so, wie im Film. Kaum zu glauben dass es heute so weit ist. Wie am ersten Tag, haben wir das nicht gut gemacht? Miteinander gelacht; manchmal stark und manchmal schwach. Jahre gehen ins Land,  immer noch hältst du meine Hand, wie am ersten Tag. Und doch nach all der Zeit, weiß ich eines ganz genau,  du bist mein Mann und ich deine Frau. Kannst du dich erinnern auf der Kirmes fing es an. Du hast mir an der Schießbude eine rote Rose geschossen. Und dann hinter dem Zelt, heimlich sind wir hin geschlichen, gabst du mir auf den Mund einen Kuss. Wie am ersten Tag… Aber warum musstest du gehen, nein, das kann ich nicht verstehen. Ich wollte dir noch soviel sagen, mit dir noch viel weiter gehen. In Gedanken doch, sehe ich dich immer noch, neben mir stehen, um zu uns beiden "Ja" zu sagen. Warum musstest du gehen, ohne mir "Auf Wiedersehen" zu sagen? Welch ein schlimmer Tag! Doch mein Herz, glaub es mir, sagt, dass es dich nie vergisst, weil Liebe sich nicht begraben lässt.    http://www.sylvia-nels.de/ 22.10.2010 Im Dillinger Lokschuppen findet eine öffentliche Veranstaltung zur Freitagabendsendung "Bei uns dehemm" von SR3-Saarlandwelle statt. Gäste sind Jean-Louis Kieffer (Filstroff), Ursula Kerber (Altforweiler) und Anne Karin (vormals Elversberg). Gastgeber und Moderatoren sind wie bei der ersten Veranstaltung wieder Hans Walter Lorang (beim Selbersingen musikalisch begleitet von Richard Bauer) und Susanne Wachs. Die hochkarätige Besetzung spricht für sich. Eine solche Veranstaltung kann nur Spitze sein. 1. Oktober 2010 Gedicht von Peter Eckert ist Mundarttext des Monats im Oktober Mit der Auszeichnung "Mundarttext des Monats" wird im Oktober 2010 das Gedicht "Heimad" des saarländschen Autors Peter Eckert ausgezeichnet. Darauf hat sich das Kolloquium der "bosener gruppe" auf seiner Herbsttagung in der Theleyer Johann-Adams-Mühle verständigt. Dieser Text wurde ausgewählt, weil er sich kurz und prägnant mit dem gerade in der Mundartliteratur viel bemühten Begriff der Heimat befasst, dabei jedoch eine wohltuend andere Sicht auf das Thema ermöglicht. Die "bosener gruppe" ist ein Zusammenschluss von Sprach-Künstlern/innen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, die hohe literarische Wertigkeit und Ausdruckskraft der regionalen Dialektsprache ins allgemeine Bewusstsein zu rufen. Zur "bosener gruppe" gehören Über den ausgezeichneten Text schreibt die Waderner Schriftstellerin Karin Klee: Wer sich mit der Mundart beschäftigt, kommt an diesem Thema nicht vorbei, ist doch diese Sprache, das Platt selbst, ein gutes Stück davon: Heimat. Peter Eckert, der auch als Sprecher der bosener gruppe immer die richtigen Worte findet, hat diesen Text fernab seiner rheinfränkischen Herkunftsorte (Niederbexbach und Saarbrücken) in Bosen geschrieben. Aus dieser Distanz heraus wirft er einen ironisch selbstkritischen Blick darauf, was Heimat bestenfalls bedeuten kann, nämlich dass einer, der im Wohlgefühl des Wiedererkennens und Sich-geborgen-fühlens aufgeht, es trotzdem schafft, dabei an die eigenen Fehlerquellen zu denken. Heimad Heimad is villeischd dòò, wo die Leid e bisje so ähnlisch sinn wie isch. Awwer zum Gligg nidd genauso. Peter Eckert 20. September 2010 Der Mundartring Saar veranstaltet im Rathaus in Riegelsberg einen Mundartnachmittag. Ich kann leider nicht dabei sein und weiß daher nicht, wer mitwirkt – mit einer Ausnahme. In ihrer wöchentlichen SZ- Kolumne teilt Dr. Edith Braun mit, dass sie unter den Lesenden sein wird. 23. September 2010 Gau un Griis bringt das neue Heft seiner dreisprachigen Halbjahres Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kultur heraus. Wie immer ist auch Paraple Nr. 19 rundum gelungen. Félicitations an Chefredakteur Gérard Carau und alle, die mitgewirkt haben. Unbedingt lesenswert. Weitersagen! Besonderes Bonbon ist diesmal die CD "Lothringer Stémmen - Voix lorraines franciques". Quer durchs rhein- und moselfränkische Lothringerland wurden Stimmen eingefangen und festgehalten, für die das Sprechen der altüberlieferten Sprache noch von einer gewissen Selbstverständlichkeit geprägt ist, auch wenn für sie als Franzosen die französische Sprache ebenso zu ihrem Leben gehört. Zur CD gehört ein Textheft, so dass wir nicht allein auf das Hörverstehen allein angewiesen sind. Damit liegt nun nach der von der Bosener Gruppe herausgegebenen Doppel-CD "Sprachfarben" (die nach wie vor erhältlich ist), eine weitere ansprechende Sammlung von Mundartstimmen aus unserer Sprachregion vor. Ermutigend! 16. September 2011 Konzert: Scarlett O' und Ehle im Leidinger Theater mit »Fifty-Fifty. Das Programm zur Lebensmitte«. Unsere junge Generation hat dringend empfohlen. Gute Empfehlung! Nein, nicht Mundart. Aber hörenswert. Schön, dass sowas noch überlebt. 11. September 2010 In der Theleyer Johann Adams-Mühle kommt die Bosener Gruppe zu ihrem Herbsttreffen zusammen. Diesmal gibt es (wie immer in offener und freundschaftlicher Atmosphäre) nur ein Kurzprogramm, da am Nachmittag eine Lesung aus Anlass des zehnjährigen Bestehens stattfindet. Als Einführung schildert Sprecher Peter Eckert die Geschichte der Gruppe und die Umstände und Absichten, die zu ihrer Gründung am 26. November 2000 führten. An der Lesung nehmen teil: Gisela Bell, Gérard Carau, Peter Eckert, Georg Fox, Ursula Kerber, Jean-Louis Kieffer, Karin Klee, Johannes Kühn, Harald Ley, Relinde Niederländer, Wolfgang Ohler und Lucien Schmitthäusler. Kurz unterbrochen wird die Lesung nur durch das Grußwort von Bürgermeister Berthold Rauber, der zu Beginn der Veranstaltung noch verhindert war. Sprecherin Karin Klee fasst am Abend den Ablauf so zusammen: »Ich will den Presseberichten, die hoffentlich noch folgen werden, nicht vorgreifen, kann aber aus meiner Sicht schon jetzt sagen, dass es mehr als gut gelaufen ist:Jjede/r, die/er da gewesen ist, hat gelesen und sich dabei an die ungefähre Zeitvorgabe und den Abfolgeplan gehalten. Es klappte, als hätten wir das geübt. Auf diese Weise ist es uns gelungen, dem Publikum nicht nur den Einblick in verschiedene Sprach- und Gedankenwelten zu ermöglichen; Wir boten dabei nebenbei, aber gleichzeitig ein ausgesprochen unterhaltsames, facettenreiches Programm. So entspricht das harmonische Bild, das uns ein Zuschauer anschließend attestierte, auch meiner Wahrnehmung.« 11. Mai 2010 Im Kolloquium Literatur in den Räumen des Literaturarchivs Saar-Lor-Lux-Elsass stellt sich auf Einladung von Prof. Dr. Günther Scholdt. die Bosener Gruppe stellt sich vor zu einer Lesung und im Anschluss daran zum Gespräch mit dem Publikum. Die Veranstaltung ist trotz des weniger angenehmen Wetters gut besucht. Sprecher Peter Eckert dankt für die Einladung. Die Gruppenmitglieder stellen sich vor ihrem Lesebeitrag selbst vor: Gisela Bell, Gérard Carau, Hildegard Driesch, Peter Eckert, Georg Fox, Günther Hussong, Ursula Kerber, Karin Klee, Johannes Kühn und Harald Ley. Das anschließende Gespräch mit dem Publikum verläuft lebhaft. Prof. Scholdt fasst seinen Eindruck in den ermutigenden Ausblick zusammen, dass dies nicht die letzte Veranstaltung dieser Art bleiben soll. Nachtrag Anfang Juli 2010: Die neueste Melusine Unser Gruppenfoto bei der Besichtigung des Archivs ziert das Titelbild der Zeitschruft der Literarischen Gesellschaft Saar-Lor-Lux-Elsass (4. Jahrgang - Heft 1 - Juni 2010). Das Foto zeigt (v.l.n.r.): Karin Klee, Georg Fox, Johannes Kühn, Harald Ley, Monika Eckert, Gérard Carau, Gisela Bell, Peter Eckert, Ursula Kerber, Hildegard Driesch, Günther Hussong.